Reuter Stuttgart
REUTTER war vor dem 2. Weltkrieg u.a. Lieferant für Karosserien für AUTO UNION, Wanderer Werke, Daimler Benz, BMW Auch der BMW-Stromlinienwagen K4 von Willibald Kamm, wurde in Stuttgart bei REUTTER karosseriert und noch im 1. Kriegsjahr 1940 gebaut, als sonst die gesamte deutsche KFZ-Produktion bereits schon zu Gunsten der militärischen Bedürfnisse umgestellt war. Nach dem Krieg hatte es auch REUTTER nicht leicht, an die alte Tradition des Karosseriebaus anzuknüpfen. Kontakte zu vielen Firmen endeten schließlich, da es zu einer sehr engen Beziehung bei der 356er Produktion mit PORSCHE kam.
So war ursprünglich von einer Produktion von 1000 Karosserien des BMW 501 bei REUTTER die Rede, welche aber offensichtlich aus Kapazitätsgründen nie weiter verfolgt wurde. Auch andere Aufträge, wie z.B. durch die Fa. OPEL konnten wegen 356er-Auslastung nicht realisiert werden. Dies bestärkt mich erneut in der Vermutung, dass die Produktionsmöglichkeiten einer BMW 501-Serienproduktion bei REUTTER in diesem Zeitraum gar nicht gegeben waren und deshalb die ohnehin schon bei Teilen der Vorserienfahrzeuge mit im Boot befindliche Fa. BAUR diesen Serienauftrag bekam. Unabhängig von dieser Entwicklung wurde die Produktion der Vorserienfahrzeuge BMW 501 bei REUTTER in den Jahren 1949-1951 sehr ernst genommen. Lassen Sie mich deshalb aus dem Buch „Stuttgarter Karosseriewerk REUTTER“ (ISBN 3-7688-1829-2) zitieren.
Codenamen Rheinland
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs waren zwangsläufig die Kontakte zu BMW abgebrochen, weil das Automobilwerk des bayrischen Unternehmens in der SBZ in Eisenach lag. Dort wurden zwar weiter auf der Basis des BMW 321 und 327 Fahrzeuge hergestellt, jetzt aber ohne in Anspruchnahme des Stuttgarter Karosseriewerkes, von dem ein Teil der Entwürfe stammte. BMW-Automobile der Vorkriegszeit hatten jedoch aufgrund ihrer hervorragenden Technik und ihres eleganten Aussehens einen so hohen Stellenwert bei den Kunden gehabt, dass das bayrische Unternehmen die durch die politische Trennung verursachte Einstellung einer eigenen PKW-Fabrikation nicht hinzunehmen gedachte. Man entschied sich daher, im Stammwerk München eine neue Automobilfertigung einzurichten. Auf den Vorkriegsformen aufbauend, sollte sich der neue BMW aus München an die alte Form anlehnen. Im September 1949 lud BMW Vertreter des Karosseriewerkes REUTTER nach München zur Beratung über die Entwicklung neuer Karosserien ein. Das Ergebnis konnte sich für REUTTER durchaus sehen lassen. Peter Szymanowski von BMW erteilte am 24. September 1949 den mündlichen Auftrag zum Bau von 3 Musterkarosserien
- einer Limousine mit Keilscheibe
- einer weiteren mit runder Führerscheibe
- und einem Cabriolet.
Unter dem Codenamen >Rheinland<, dem späteren BMW 501, wurde die erste Karosserie für die BMW-Musterlimousine in kürzester Zeit geplant und gebaut. Am 24.12.1949 fertig gestellt, verzögerte sich aber die Auslieferung, da Risse in den Leichtmetalltüren aufgetreten waren. Erst nach deren Beseitigung konnte die Musterkarosserie im Januar 1950 in München abgeliefert werden, wo sie guten Anklang fand. Der Herstellungspreis betrug DM 21.848.- und wurde von BMW umgehend bezahlt.
Unverzüglich begann der Bau der zweiten Musterkarosserie. Sie kam in erstklassiger Ausführung im Mai 1950 zur Auslieferung. Der Herstellungspreis betrug jetzt DM 27.000,-
Bereits im April 1950 hatte Peter Szymanowski den früheren Auftrag für eine Cabriolet-Karosserie in den für eine weitere Limousinen-Karosserie umgewandelt. Unter Ableistung erheblicher Überstunden des gesamten REUTTER-Entwicklungsteams wurde diese dritte Karosserie am letzten Arbeitstag des Jahres 1950 fertig gestellt. REUTTER berechnete diesmal DM 31.847.-
Zwischenzeitlich hatte sich Szymanowski bei REUTTER in Stuttgart selbst vom Fortgang des Musterkarosseriebaus überzeugt und angekündigt, dass BMW für die Automobilausstellung im April 1951 in Frankfurt weitere drei Karosserien benötigte. Nach Fertigstellung der dritten Musterkarosserie wurde sofort mit dem Bau der vierten begonnen. Sie wurde im März 1951 ausgeliefert und kostete DM 30.210.- Warum noch ausstehende Musterkarosserien vom Typ Rheinland nicht mehr gebaut wurden, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. Fest steht jedoch, dass für diesen Typ nur vier Limousinen-Karosserien bei REUTTER hergestellt wurden.
Nachdem sich unsere ehemaligen BAUR Mitarbeiter in dieser Zeit an mindestens 5 Prototypen erinnern, kann man davon ausgehen, dass die weitere Entwicklung ausschließlich mit der Fa. BAUR erfolgte. Es bleiben natürlich weiter viele Fragen offen. Ich in aber guter Hoffnung, dass wir mit den Erkenntnissen aus dem REUTTER-Buch im Archiv der ST auf weitere Einzelheiten stoßen.
Wenn Sie sich die einzelnen Bilder anschauen, werden Sie verblüffende Details feststellen. So hatte der so genannte Keilscheibenwagen auf der Beifahrerseite eine zweigeteilte Rücklehne. Der schwarze Wagen zeigt ein Handschuhfach in Fahrzeugmitte, rechts davon war vermutlich ein Radio vorgesehen. Von einer Heizung keine Spur, dafür erkennen wir gegenläufige Scheibenwischer. Der schwarze Wagen hat auch schon großflächige Lüftungsschlitze, die in ähnlicher Form beim 501 B wieder zum Zuge kamen. Die Tankklappe befand sich auf der Fahrerseite, aber so tief, dass vermutlich ein großflächiger Tank allerdings mit geringer Höhe im Kofferraum vorhanden war. Man hat auch den Eindruck, dass die Hauptscheinwerfer größer ausgefallen sind, was dem Wagen ein wuchtigeres Aussehen verleiht.
Wir danken den Autoren für die freundliche Überlassung des Bildmaterials und die Möglichkeit die Inhalte des Buches in unserer Clubzeitung veröffentlichen zu dürfen.